Die Bedeutung einer klaren Unternehmensvision
Stell dir vor, du bist der Leiter einer Expedition, die in die unerforschten Tiefen des Amazonas aufbricht. Würdest du ohne Karte, Kompass und Proviant losgehen? Du würdest dich nicht nur verirren, sondern würdest dich und deine Kamerad*innen in Gefahr bringen. Mal abgesehen davon, dass ihr das Ziel der Expedition unmöglich erreichen werdet – es sei denn es besteht darin, von möglichst vielen giftigen Viechern gebissen und gestochen zu werden – werdet ihr vermutlich alle sterben. Warum solltest du also das Leben deines Unternehmens von Beginn an aufs Spiel setzen, wenn du ohne klare Unternehmensvision ins Geschäftsleben startest?
Deine Unternehmensvision ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie definiert den Zweck deines Unternehmens und gibt deinen Bemühungen Sinn. Sie motiviert dein Team und zieht Kunden an, die sich mit deinen Werten identifizieren. Und egal wie klein dein Unternehmen ist – es kann nur so gross werden, wie deine Vision es zulässt.
So entwickelst du deine Vision
Die eigene Vision zu finden, kann zeitintensiv sein. Der Weg ist es aber allemal wert gegangen zu werden, denn alles was dein Unternehmen von anderen abhebt und dich in den Herzen und Köpfen deiner Kund*innen verankert, hat seinen Ursprung in deiner Vision.
Selbstreflexion
Beginne mit einer gründlichen Selbstreflexion. Um auf unsere Abenteurer im Amazonas zurück zu kommen: Was suchst du in den grünen Tiefen des Dschungels? Sind es alte Tempel? Gold? Dich selbst?
Was sind deine Werte, Leidenschaften und Überzeugungen? Welche Ziele möchtest du mit deinem Unternehmen erreichen? Deine Vision sollte deinen innersten Überzeugungen entsprechen. Werde dir darüber klar, welchen Einfluss dein Unternehmen haben und welche Veränderungen es bewirken soll. Dabei kannst du dich auf deine Branche konzentrieren oder dich grossen Themen wie Klimakrise, Gleichstellung oder der Überwindung des Kapitalismus widmen. Denke gross und lege deine Stossrichtung fest.
Marktforschung
In welcher Gegend befindest du dich? Welche Gefahren warten im finsteren Dickicht auf dich und deine Mitstreiter? Werde dir über deine Fähigkeiten klar, überprüfe deine Ausrüstung und lege dadurch den Pfad fest, welchen du dir mit deiner Machete freischlagen willst.
Verstehe den Markt, in dem du tätig bist. Wo gibt es Chancen und Bedürfnisse? Wie kannst du mit deinem Unternehmen einen Mehrwert bieten? Wie hebst du dich von Mitbewerbern ab? Gibt es Nischen, die du besetzen willst und kannst? Je mehr du über deine Branche weisst, desto einfacher kannst du dir deinen Platz und dein Stück vom Kuchen sichern.
Klare Botschaft
Wenn du deine Gruppe bei Dauerregen durch schlangenverseuchte Canyons führen musst, die Nerven blank liegen, alle Hunger haben und das nächste Lager noch kilometerweit entfernt ist, brauchst du ein klares Ziel, das du unmissverständlich und überzeugend formulieren kannst.
Deine Vision sollte in wenigen Worten ausdrücken, worum es in deinem Unternehmen geht. Sie sollte leicht verständlich, inspirierend und überzeugend sein. Versuche deine Vision in maximal einem Satz zu formulieren. Lass dich nicht davor abschrecken, wenn sie gross und unrealistisch klingt, denn um deine Vision zu verfolgen musst du sie in einem nächsten Schritt ohnehin in realistische Ziele und Massnahmen herunterbrechen.
Langfristige Ausrichtung
Besonders wenn die Kleidung nass, die Beine müde und die Bäuche leer sind ist es wichtig, das Big Picture vor Augen zu haben. Deine Gruppe muss die langfristigen Benefits eurer Expedition verinnerlicht haben. Sie müssen sich auf den Titelblättern von Wissenschaftsmagazinen sehen, müssen die antiken Goldmünzen zwischen ihren Fingern fühlen und verstehen, dass sie neben den persönlichen Erfolgen, einen essentiellen Beitrag zur Geschichtsschreibung beitragen.
Denke also langfristig. Wie sieht deine Vision in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aus? Eine gute Vision sollte nicht kurzfristigen Trends folgen, sondern eine dauerhafte Ausrichtung bieten. Sie ist nicht nur ein aktuelles Werbeversprechen, sondern der innerste Kern deines Unternehmens. Alle Handlungen die dein Unternehmen unternimmt, zahlen direkt oder indirekt auf deine Unternehmensvision ein.
Kommunikation
Damit alle an einem Strang ziehen und die Querelen des Urwalds ertragen können, musst du dein Team auf das gemeinsame Ziel einschwören. Das machst du mit der richtigen Kommunikation. Gehe auf die vorhergehenden Punkte ein und kommuniziere den Sinn hinter deiner Vision. So erlaubst du es jedem einzelnen seine Talente und Ideen genau dort für deine Vision einzusetzen, wo sie die grösste Wirkung erzielen. Der eine ist begnadeter Spurenleser, jemand anders ist ein Outdoor-Sternekoch und wieder jemand anderes fertigt leidenschaftlich Betten aus Ästen und Dschungelpflanzen. Gib jedem Individuum die Chance etwas zu deiner Vision beizutragen, in dem du sie offen und detailliert kommunizierst.
Teile deine Vision mit deinem Team und deinen Stakeholdern. Stelle sicher, dass jeder im Unternehmen sie versteht und sich damit identifizieren kann. So stellst du sicher, dass auch deine Kunden sie verstehen und Teil davon werden wollen.
So verfolgst du deine Vision
Die eigene Vision ist gefunden und entwickelt? Gratulation, jetzt kommt der schwierige Teil. Ab jetzt musst du deine Unternehmensvision kontinuierlich verfolgen, anwenden und anpassen. Hier ein paar Tipps, wie dir das gelingt:
Kontinuierliche Kommunikation
Ruf dir deine Vision und die damit verbundenen Ziele regelmässig in Erinnerung. Erinnere auch dein Team und deine Partner regelmässig an deine Vision und was damit zusammenhängt. Dabei ist kontinuierliche Kommunikation zwingend. Du schreibst aber nicht wöchentlich eine ermahnende Mail an alle, sondern du machst deine Vision zu einem festen Teil deiner Unternehmenskultur. Das können Events sein, die im Zeichen eurer gemeinsamen Ziele stehen oder ein neuer, eigens kreierter Führungsstil, der deine Vision täglich vor Augen führt.
Messbare Ziele
Setze klare, messbare Ziele, die mit deiner Vision in Einklang stehen. So kannst du deinen Fortschritt verfolgen und motivierst dich und dein Team mit jedem erreichten Ziel, weiter an deiner Vision zu arbeiten. Es hilft auch, deine Vision selbst als grosses Ziel zu formulieren und sie dann zum Beispiel in fünf kleinere und auf die nächsten X Jahre verteilte Ziele aufzubrechen. Diese fünf Unterziele kannst du dann in konkrete Massnahmen herunterbrechen. Das funktioniert natürlich nicht mit allen Visionen. Ausserdem musst du dir, wenn du mit konkreten Zielen arbeitest, überlegen, wie sich deine Vision skalieren lässt. Denn wenn du dein oberstes Ziel in fünf Jahren erreicht hast, stehst du sonst ohne Vision da.
Feedback einholen
Die eigene Bubble ist ein schöner Ort. Alles klingt toll und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich milliardenschwere Gewinne einstellen. Die harte Wahrheit ist aber, dass du aus deiner Bubble ab und an ausbrechen musst, um erfolgreich zu sein. Am Ende ist es aber auch beruhigend zu wissen, dass du nicht alleine durch den wilden Dschungel wandern musst. Erzähle deine Vision allen möglichen Leuten. Frage deine Kunden und Partner, wie sie deine Vision und deren Umsetzung finden. Und vergiss nicht: Deine Vision wird nur dann besser und realistischer, wenn sie ein paar mal ordentlich in der Luft zerrissen wurde.
Anpassungsfähigkeit
Umstände ändern sich. Märkte ändern sich. Die Gesellschaft ändert sich. Es ist nichts falsch daran, die eigene Vision zu hinterfragen und anzupassen. Im Gegenteil: Flexibilität ist das A und O wenn es um langfristigen Erfolg geht. Mach es also zu deiner Aufgabe, deine Vision regelmässig auf Schwachstellen zu prüfen und sie gegebenenfalls anzupassen. Das heisst nicht, dass du von heute auf morgen eine 180 Grad Wende vollziehen sollst. Passe Nuancen an, die dem Wesen deiner ursprünglichen Vision entsprechen.
Fazit
Das Leben als Unternehmer*in ist einfacher mit einem Kompass, der die Richtung zeigt, in die sich eine Organisation bewegen soll. Die Unternehmensvision ist ein solcher Kompass. Sie vereinigt den Kern deines Unternehmens mit dem Impact, der dein Unternehmen auf den Markt oder die Gesellschaft haben soll. Mit einer sauber entwickelten Unternehmensvision stehen deine Chancen auf nachhaltigen Erfolg deutlich besser als ohne Vision. Es lohnt sich also die Zeit zu nehmen, um eine eigene und starke Vision zu entwickeln. Einen wirklichen Unterschied macht deine Vision aber nur, wenn du sie im Anschluss an die Entwicklung auch kontinuierlich verfolgst, hinterfragst und weiterentwickelst.